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Link in neuem Tab/Fenster öffnen? Besser nicht!

Einen Link auf einer Web-Seite in einem neuen Tab des Browsers zu öffnen ist durchaus sinnvoll. Es sollte aber die Entscheidung des Nutzers bleiben, ob er einen neuen Tab wünscht oder nicht.

Die Gründe dafür sind vielfältig:

  1. Die Idee, externe Links in einem neuen Tab/Fenster zu öffnen, um zu Verhindern, dass Nutzer die eigene Website verlassen, übersieht einen wichtigen Aspekt des Webnutzer-Verhaltens: Nutzer suchen in aller Regel gezielt nach Informationen; alles was davon abweicht, wird ignoriert. Wenn der Inhalt der Website relevant erscheint, kehren die Nutzer mit dem ZURÜCK-Button zurück. Falls der ZURÜCK-Button nicht funktioniert, ist der Nutzer frustriert. Wenn der Inhalt nicht relevant erscheint, nützt auch ein offener Tab im Hintergrund nichts. Er wird ignoriert oder geschlossen.
  2. Der ZURÜCK-Button funktioniert nicht mehr. Unerfahrene Internetnutzer (Ältere) verstehen das Konzept von Tabs nicht. Sie verlassen sich auf den ZURÜCK-Button, um nach dem Klick auf einen Link wieder zur vorigen Seite zurückzukehren.
  3. Wer sich mit seinem Browser auskennt, kann selbst entscheiden, einen neuen Tab zu öffnen (Rechts-Klick oder ähnliches). Es gibt jedoch keine Möglichkeit, selbst zu entscheiden, keinen neuen Tab zu öffnen, falls dies vom Programmierer vorgegeben wird. Wer sich mit seinem Browser nicht so gut auskennt, hat eventuell auch Probleme mit dem Umgang mit Tabs im Allgemeinen.
  4. Manche Nutzer haben sehr viele Tabs geöffnet. Das unerwünschte Öffnen eines neuen Tabs fällt ihnen möglicherweise nicht auf (Hintergrund-Tab) oder es stört, weil es ihre Tab-Ordnung verändert. In beiden Fällen ist es eine irritierende Nutzer-Erfahrung.
  5. Jeder Klick auf denselben Link öffnet einen weiteren neuen Tab.
  6. Je nach Browser ist es nicht klar, wo der neue Tab erscheint - ob rechts neben dem aktuellen Tab oder neben dem ganz rechts oder rechts neben dem Neuesten oder irgendwo anders.
  7. Der Programmierer hat keinen Einfluss darauf, ob der Browser des Nutzers den Link in neuem Vordergrund-Tab, neuem Hintergrund-Tab, neuem Vordergrund-Fenster oder neuem Hintergrund-Fenster oder vielleicht gar nicht öffnet.
  8. Smartphone-Browser und viele Tablet-Browser haben eine unübersichtliche Tab-Darstellung.
  9. iPhone und iPad haben ein Limit von derzeit (Stand 2015) 36 Tabs, früher (2014) waren es noch 24 Tabs, davor sogar nur 9 Tabs. Wird ein neuer Tab durch den Klick auf einen Link angefordert, passiert entweder gar nichts oder der älteste bestehende Tab wird entfernt. Das ist eine sehr irritierende Nutzer-Erfahrung.
  10. Screen-Reader-Leser und andere Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen haben Probleme, da der Browser-Lese-Verlauf (Page History) und der Bedienkontext gebrochen wird. Das Öffnen neuer Fenster/Tabs steht daher im Widerspruch zu den Web-Content Accessibility Guidelines des World Wide Web Consortiums und zur deutschen BITV (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung), Priorität 1, Punkt 10.1.
  11. Einen Link in einem neuen Browser-Fenster oder Tab zu öffnen wird von Jakob Nielsen, dem weltfweit führenden Experten für Web-Usability nach wie vor unter den Top 10 der Web-Design-Fehler gelistet.
  12. Das HTML-Attribut TARGET, dass zum öffnen eines neuen Tabs/Fensters verwendet wird, ist gedacht für Seiten mit FRAMES oder IFRAMES, die eine verschachtele/integrierte Struktur mehrerer Webseiten einsetzen, um Inhalte aus unterschiedlichen Quellen zu kombinieren und dabei den Eindruck einer Gesamtseite zu erzeugen. Es ist eigentlich nicht dafür gedacht, ein Bedienelement des Browsers ("in neuem Tab/Fenster öffnen") zu ersetzen. Im Sinne einer logischen HTML-Programmierung sollte daher auf den Mißbrauch des Attributs zu diesem Zweck verzichtet werden.
  13. Der Einsatz von JavaScript, um einen Link in einem neuen Fenster/Tab zu öffnen, setzt aktiviertes JavaScript voraus. Nutzer mit und ohne JavaScript erhalten unterschiedliche Ergebnisse.

Die Vorgabe, einen Link in einem neuen Browser-Tab zu öffnen, hat allerdings ihren Platz bei Web-Anwendungen. Ein Online-E-Mail-Reader beispielsweise, könnte Links in angezeigten E-Mails in einem neuen Browser-Fenster öffnen, wenn sonst der gesamte Anwendungskontext verloren ginge.


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